Blick hinter die Kulissen eines APPROVED BODYSHOP
In der Welt der Elektrofahrzeuge stehen Tesla, VinFast und NIO für Innovation, Leistung und Nachhaltigkeit. Doch was passiert, wenn eines dieser hochmodernen Fahrzeuge in einen Unfall verwickelt wird? Genau hier kommt ein Approved Bodyshop ins Spiel, der sich auf die Unfallreparatur von E-fahrzeugen spezialisiert hat.
Timo Schadt vom T&Emagazin sprach mit Marc Hiltscher, dem Geschäftsführer von Hiltscher Karosserie / Lack / Mechanik.
? Marc, erzähl uns kurz etwas über Deine Firma.
Marc Hiltscher: Ich führe das Unternehmen in der 4. Generation. Es wurde 1932 von meinem Urgroßvater gegründet und seitdem reparieren und lackieren wir Fahrzeuge. 2016 wurden wir der Erste „Tesla approved Bodyshop“ im Rheinland. Auch NIO setzt seit 2023 und VinFast seit diesem Jahr auf unsere Spezialisten und lässt die Unfallschäden an ihren Fahrzeugen bei uns reparieren. Mittlerweile machen Elektrofahrzeuge gut 40 Prozent unserer Reparaturen aus.
? Mit der Gigacast geht Tesla einen innovativen Weg in der Fahrzeugproduktion. Ein Großteil des Hecks besteht aus einem einzigen Druckgussteil. Ist dieses Teil noch zu reparieren?
! Gerne als Beispiel der Heckschaden von einem Model Y: Die Längsträgerenden des Gigacast waren deformiert. In so einem Fall wird zunächst das ganze Gigacast-Teil freigelegt und auf weitere Risse oder Brüche untersucht. An bestimmten Stellen sind auch Risse mit Freigabe von Tesla reparabel. Bei diesem Model Y zeigten sich aber keine weiteren Beschädigungen am Gigacast. Lediglich die deformierten Längsträger-Endstücke wurden herausgetrennt und durch neue ersetzt. Diese werden geschraubt, genietet und verklebt. Das Ganze geschieht auf einer Richtbank, auf der die Karosse aufgesetzt wird. So kann man sicherstellen, dass die Karosse nicht verwunden ist, wenn die Neuteile eingesetzt werden. Ebenso dient es dazu, die Neuteile an den exakt dafür vorgesehenen Stellen zu fixieren, wenn sie eingesetzt werden. Nur so kann die gleiche Steifigkeit und das gleiche Crash-Verhalten wie vor dem Unfall wiederhergestellt werden. Anschließend werden die bearbeiteten Teile lackiert und alles wieder zusammengebaut.
? Was war die aufwendigste Reparatur, die bei Euch durchgeführt wurde?
! Ein Model S Plaid, welches auf der Nürburgring Nordschleife verunfallte. Das Fahrzeug benötigte zwei neue Elektromotoren sowie neue Vorder- und Hinterachsteile. Das Model S war mit speziellen Fahrwerksteilen und Bremsen von Mountainpass Performance ausgerüstet. Diese Teile mussten wir aus Kanada importieren. Einige Achsteile waren in den Druckguss-Längsträger geschlagen und haben ihn so stark beschädigt, dass eine Reparatur nicht mehr möglich war. Somit musste der komplette Längsträger, der vom Heckblech bis unter die Rücksitzbank reicht, ersetzt werden.
Natürlich reparieren wir nicht nur große Schäden, auch kleine Kratzer im Lack werden von unseren Lackierern behoben. Dabei setzen wir auf den gleichen Lackhersteller, den Tesla auch im Werk einsetzt. Nur so sind perfekte Ergebnisse bei den 3-Schicht-Farben oder Farben mit eingefärbtem Klarlack zu erzielen.
? Was ist mit der Garantie nach einer Unfallreparatur?
! Größere Schäden sollten stets in einem „Tesla approved Bodyshop“ durchgeführt werden, da man sonst den Verlust der Tesla-Garantie riskiert. Unsere Kunden profitieren darüber hinaus von 6 Jahren Garantie, die wir auf unsere Reparaturen geben. Daher empfehlen wir beim Versicherungsabschluss darauf zu achten, dass man keine Werkstattbindung hat und sich somit immer für seinen nächstgelegenen Bodyshop entscheiden kann.
Es macht mich sehr stolz zu sehen, wenn unsere Spezialisten mit handwerklichem Können und Leidenschaft ein verunfalltes Fahrzeug wiederherstellen, als wäre der Unfall nicht geschehen.
Dieser Beitrag stammt aus der aktuellen Ausgabe 23 des T&Emagazins.
Die Ausgabe 23 des T&Emagazins kann in Wunschmenge gegen Übernahme der Porto- und Versandkosten vorbestellt werden.
Weitere Themen der Ausgabe 23:
- Den richtigen Reifen fürs E-Auto kaufen
- Wieso ist die Stimmung zum Elektroauto gerade so schlecht?
- Neues aus der Teslawelt
- H2 oder – Wasserstoffanwendungen
- Verpasste Chance: Mercedes & Tesla
- Die besondere Tesla-APP
- Vorn mit E bei YouTube
- Windradflügel Logistik
- Ladesäulen beim Zahnarzt
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- Fakenews rund um die E-Mobilität
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