Das moralische Dilemma mit Elon Musk

Pro und Contra

Thomas Helmer und Timo Schadt haben 2022 gemeinsam auf dem Gelände der Messe Hannover das weltgrößte E-Auto-Treffen S3XY CARS Community veranstaltet. Bezüglich Elon Musk, dem CEO von Tesla, haben sie inzwischen eine in Teilen unterschiedliche Auffassung.

In der aktuellen Ausgabe des T&Emagazin, welches in der kommenden Woche erscheint, schreiben beide ihre Positionen:

Thomas Helmer

2017 habe ich mein erstes Tesla Model X gekauft. Das war für mich kein gewöhnlicher Autokauf, sondern eine Investition in eine Vision. Eine Vision, die ich aus der Biografie von Elon Musk gewonnen hatte.

Musk schien damals der Mann zu sein, der die Welt verändern wollte – mit Nachhaltigkeit, CO2-Reduktion und technologischen Innovationen, die unser Verständnis von Mobilität und Energie revolutionieren könnten.

Das Model X kostete mich fast 130.000 Euro, ein stolzer Preis für ein Fahrzeug, das objektiv betrachtet qualitativ hinter den Erwartungen zurückblieb. Viele Funktionen, die Tesla damals versprach, funktionierten nicht oder wurden erst Jahre später geliefert. Dennoch war ich überzeugt: Mein Geld floss in ein Unternehmen, das die Welt besser machen wollte. Es war für mich ein Opfer für die Sache.

Doch heute stehe ich vor einem moralischen Konflikt. Elon Musk, der Visionär, der einst mit Nachhaltigkeit und Fortschritt assoziiert wurde, hat sich zu einem Unterstützer von Ideologien entwickelt, die diesen Werten diametral entgegenstehen. Seine Nähe zum Klimawandel-Leugner Donald Trump und seine indirekte Unterstützung der AfD, einer Partei, die den Klimaschutz ablehnt, widersprechen allem, wofür ich Tesla einst bewunderte.

Wie passt das zusammen? Ein Unternehmen, das sich der CO2-Reduktion verschrieben hat, und Musk, der jene fördert, die den Klimawandel ignorieren oder sogar leugnen?

Ich fühle mich zunehmend unwohl, einen Tesla zu fahren. Obwohl die Technik solide und der Wertverlust des Fahrzeugs enorm ist, fällt es mir schwer, das Auto noch mit Stolz zu besitzen. Es ist nicht mehr das Symbol für Fortschritt, das es einmal war, sondern vielmehr ein Symbol für einen moralischen Zwiespalt.

Ich bin froh, nie Tesla-Aktien gekauft zu haben. Heute empfinde ich sie als ebenso problematisch wie Rüstungsaktien oder Aktien von Unternehmen, die sich ebenfalls nicht um den Klimawandel scheren, wie etwa Konzerne, die im großen Stil den Regenwald abholzen, um dort Palmöl anzubauen. Für mich fällt das alles in eine Liga. Selbst wenn solche Aktien steigen, würde ich aus ethischen Gründen niemals investieren. Für mich haben Tesla und Musk den Glanz verloren, der sie einst so anziehend machte.

 

 

Timo Schadt

Auch ich stelle mir in den letzten Monaten nicht selten die Frage: Was ist blos mit Elon Musk los?
Es nervt, dass ich mich laufend für seine Äußeruingen rechtfertigen muss. Er darf aber Meinungen vertreten, die nicht meine sind.

Ich differenziere zwischen Musks – auch in meinen Augen – teils höchstzweifelhafter inhaltlicher Positionierung und einem Unternehmen, das viele fähige und innovative Köpfe tragen. Ich kenne einige Mitarbeiter:innen in Leitungsfunktionen bei Tesla persönlich und schätze diese ausnahmslos sehr. Ihr inhaltlicher Antrieb entspricht dem meinen.


Stünde Tesla für ein krudes, intolerantes Weltbild, manche Aussagen bespielsweise zur Atomenergie und andere Merkwürdigkeiten, die Elon Musk zuweilen auf seiner Social-Media-Plattform X äußert, auch ich würde mich abwenden. Doch dem ist nicht so.

Ich halte wohlwissend, dass die Masterpläne von Tesla einem Heilsversprechen gleich, diese Welt zu einer besseren machen sollen, sowohl an meinen Fahrzeugen als auch den Aktien aus tiefer Überzeugung fest. Ich glaube weiterhin daran, dass viele der hier formulierten Visionen im positiven Sinne die Welt verändern.

Donald Trump ist in meinen Augen ein katastrophaler Charakter. Elon Musk hat mit dessen Unterstützung aber allem Anschein nach strategisch richtig gelegen. Das scheint auch Tesla und der Mission dienlich zu sein, was ich erst mal begrüße und zugegebenerweise mit Hoffnungen verbinde. Es belegt aber auch, dass Macht korrumpiert. Dieser Ansatz widerstrebt mir zutiefst.

Ich würde zudem niemals Elon Musks kurzsichtigen und absurden Wahlempfehlungen für eine rechtsextremistische und nachweislich inkompetente Partei folgen. Ich ärgere mich darüber, dass er sich zu Dingen äußert, von denen er ganz offensichtlich keine Ahnung hat. Es wäre mir tatsächlich lieber, dass sich das Genie, welches er ohne Zweifel ist, nur zu dem äußert, was mir behagt. Doch ist Elon Musk auch ein fehlbarer Mensch, der sich zuweilen auf Abwegen befindet.

Die vielversprechende Mission von Tesla kann ich von ihm trennen und unterstütze sie daher weiterhin.

Timo Schadt hat zum Thema direkt nach der Wahl von Trumb zum US-Präsidenten eine Glosse veröffentlicht, die hier zu finden ist.


Aus dem Inhalt der 25. Ausgabe:

  • Editorial: Schon wieder einen Tesla
  • Pro & Contra: Das moralische Dilemma mit Elon Musk
  • Future: Lernende Roboter
  • Tesla: Wie viel Wartung muss sein?
  • Tesla: Mehr als Akku-Wechsel
  • Tesla: Das Model Y verfeinern
  • Strombock: 5 wichtige Tipps zu Ladetarifen
  • E-Auto-Tests: Vier neue Modelle
  • News des Quartals – Tesla Welt
  • Energiewende: Wieviel Energie ist nötig?
  • Energiewende: Solarenergie – Revolution
  • Glosse zur Energiewende: Die Klimagaffer
  • Energiewende: Großspeicher kommen auch in Deutschland
  • Energiewende: Flaute? Kein Wind, keine Sonne…
  • Die Herausgeber: Tesla Fahrer und Freunde
  • Die Herausgeber: Tesla Owners Club Helvetia
  • Aquaplaning und E-Mobilität
  • Leser:innenbriefe
  • Fanboy Gabor Reiter zu allen Tesla Modellen
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