Fabriktour durch die Gigafactory Berlin-Brandenburg

Fotos: Timo Schadt

Warum heißt die Giga-Factory in Grünheide Giga4? Weil sie das bereits vierte Werk von Tesla ist und weil es tatsächlich unfassbar groß ist. Davon konnten sich am Samstag bald 10.000 Menschen überzeugen bei der Gigafactory Berlin-Brandenburg County Fair. Ein wirklicher Jahrmarkt, mit klassischen Attraktionen wie Riesenrad und Autoscouter, aber auch der Möglichkeit, eine Runde im Model Y mitzufahren und vor allem das Bauwerk von innen zu sehen.

Hunderttausende hatten sich beworben, doch zeitgleich durften maximal 9.000 auf dem Gelände sein, was Tesla auch strickt einhielt. Vorrang hatte dabei die Bevölkerung aus Berlin und Brandenburg. Tesla Owners Clubs aus der ganzen Welt konnten zudem kleine Ticketkontingente nutzen. Nur wenige Medienvertreter durften rein, ein Tesla-Sprecher äußerte dazu gegenüber dem T&Emagazin, dass die Menschen feiern und nicht ständig von irgendwelchen Kamerateams verfolgt werden sollten.

Highlight des Events war die Factory Tour (oder Tour durch die Fabrik), bei der Gäste erstmals einen Blick hinter die Fassade werfen können. Die Tour führte entlang der Fertigungsstraße und vermittelte den Gästen, wie ab Produktionsstart Rohmetalle geschmolzen, gepresst und zusammengesetzt werden, um Teslas vollelektrischen Kompakt-SUV Model Y zu bauen. Mit hoher Fertigungstiefe wird hier dann viel selbst gemacht. Wer genau hingeschaut hat, konnte etwas Besonderes entdecken. Doch entscheidend war der Gesamteindruck. Frei nach Elon Musk: Maschinen erschaffen Maschinen (ein Star Wars Zitat).

Anders als es einige interpretieren, konnte man sehen: das Ganze ist bereits heute betriebsbereit, vieles ist fertig. Tesla scharrt mit den Füßen. Die Produktion könnte alsbald starten. Wie Elon Musk auf seiner Rede im Rahmen des Country Fair verkündete, müsse natürlich die Produktion erst einmal hochlaufen und werfe am Anfang wenige Fahrzeuge aus. Aber losgehen kann es, sobald die finalen Genehmigungen existieren.

Fabrik-Tour: Die Stationen

Das Presswerk (Stamping)

  • Bringt das Auto „in Form“. Bis zu 2.500 Tonnen Druck in den Pressmaschinen geben rohen Metallplatten in nur wenigen Sekunden ihre Konturen. Dabei werden alle 3,75 Sekunden 1 bis 2 Bauteile produziert.
  • 24 Fertigungsroboter und bis zu 231 Mitarbeiter werden im Presswerk auf knapp 17.700 Quadratmetern im Einsatz sein.

Der Karosseriebau (Body in White)

  • Unterstützt von einer Roboter-Armee werden vom Karosseriebau-Team auf 32.000 Quadratmetern die Teile der Karosserie geschweißt, genietet und geklebt. Mit präzisen und schnellen Bewegungen wird dabei alle 45 Sekunden eine Karosserie produziert.
  • 950 Mitarbeiter werden von 445 Fertigungsrobotern unterstützt, um die 2.000 Schweißpunkte pro Auto abzuarbeiten.

Die Lackiererei (Paint)

  • 120 Roboter und 750 Mitarbeiter geben hier auf rund 90.000 Quadratmetern dem Auto sein Aussehen. Pro Auto können bis zu 13 Lackschichten, die allesamt dünner sind als ein menschliches Haar, aufgetragen werden.
  • Die Lackiererei soll laut Tesla eine weltweit einzigartige Farbkomplexität und Farbtiefe ermöglichen.

Die Gießerei (Casting)

  • Hier werden die zwei größten Teile der Karosserie hergestellt. Sowohl der vordere als auch der hintere Unterboden werden in einem Stück gegossen, was eine massive Reduktion an Produktionsteilen zur Folge hat. Bei 700 Grad geschmolzene Aluminiumlegierungen werden in die weltweit größte Druckgussmaschine gespritzt. Unter bis zu 6.100 Tonnen Druck – dem Gewichtsäquivalent von über 1.000 afrikanischen Elefanten – werden sie in Formen gepresst.
  • Auf insgesamt 16.800 Quadratmetern sind hier 340 Mitarbeiter, 28 Roboter und 8 Gussmaschinen im Einsatz.
  • 2 Druckgussmaschinen wurden bisher in Grünheide errichtet, für die 3. ist derzeit das Fundament gelegt, insgesamt werden es 8 sein.

Die Fertigung (General Assembly)

  • An insgesamt 289 Arbeitsstationen werden hier alle Einzelteile in optimal abgestimmter Reihenfolge zusammengebaut, um am Ende das Model Y zum Leben zu erwecken.
  • Bis zu 5.000 Mitarbeiter fertigen hier auf 78.000 Quadratmetern bis zu 500.000 Fahrzeuge im Jahr.

Die Zellproduktion (Cell Production)

  • In der laut Tesla umweltfreundlichsten Zellproduktion der Welt wird hochmoderne Technologien angewendet, um mehr als 1 Million Zellen pro Tag zu produzieren. 1.300 Mitarbeiter und 200 Roboter sind hier auf 25.000 Quadratmetern im Einsatz.
  • Die Kapazität der 4680 Zelle, die erstmals für Europa in Grünheide produziert werden soll, ist 5-mal so hoch wie die gewöhnlicher Batterien.

Die Batterie Montage (Battery Assembly)

  • Mit Tesla-eigenen Zellen bauen 700 Mitarbeiter und 29 Fertigungsroboter auf 25.000 Quadratmetern eine der fortschrittlichsten Batterien weltweit. Die Batterien sind dabei nicht nur Stromspeicher für das Auto, sondern auch struktureller Bestandteil der Karosserie.

Die Antriebseinheit (Drive Unit)

  • 1.000 Mitarbeiter und 50 Fertigungsroboter produzieren hier auf 20.000 Quadratmetern Teslas langlebige und leistungsstarke Elektromotoren. Die täglich produzierten Antriebseinheiten erreichen eine kumulierte Leistungsabgabe von bis zu 800.000 PS.

Intralogistik

  • 750 Mitarbeiter in der Intralogistik garantieren, dass das richtige Material zur richtigen Zeit an den richtigen Ort geliefert wird.
  • Pro Tag müssen dabei 400 eingehende Frachtcontainer verarbeitet werden.
  • Insgesamt bis zu 2 Millionen Autoteile werden durch Intralogistik pro Tag transportiert. Die dafür zurückgelegte Strecke im Werk pro Jahr beläuft sich auf 23 Weltumrundungen.

Qualitätssicherung

  • Die Qualitätssicherung, so Tesla, ist in jedem Produktionsschritt integriert —vom Design bis zur Fertigungslinie. Jedes Teil wird genau geprüft, bevor ein Auto das Werk verlässt.
  • 736 Mitarbeiter und 10 Roboter nehmen hierfür 300 Messungen pro Tag vor.

Neutypeinführung

  • Initiiert und leitet Produktinnovationen in alle Abteilungen. 35 Mitarbeiter begleiten die neuen Produktionsabläufe der Gigafactory Berlin-Brandenburg – vom Prototypenbau bis zum Gesamtfahrzeug inklusive Antrieb und Batterie.

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Die Themen der 12. Ausgabe sind::

Tesla – Model Y in Europa von Timo Schadt
Tesla – Baufortschritte der Gigafactory Grünheide von Robert und Andreas Wolf und Markus Weber
Tesla – Warum ein Tesla nicht für jeden geeignet ist von Patrick Bolli
Tesla – Zu Besuch bei Brabus-Tochter Startech von Timo Schadt
Tesla Welt – News des Quartals von David Reich
Innovator – Zu groß für einen Tesla? Thomas Max Interview mit Antonino Zeidler und Timo Schadt
Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V.
Die Herausgeber – Tesla Owners Club Helvetia (TOCH)
Elektromobilität – Elektromobilität auf der IAA Mobility von Lars Hendrichs
Elektromobilität – Elektroauto vs. Verbrenner von Christoph Krachten
Elektroauto Guru – Wie pflegt man die Batterie richtig? von Antonino Zeidler
Elektromobilität – Car Maniac E-Auto-Tests von Christopher Karatsonyi
Elektromobilität – electrified women von Lisa Bohm
Elektromobilität – Benzin im Blut & gleichzeitig unter Strom von Sabrina Hund
Elektromobilität – Rock den Ring von Martin Hund
Elektromobilität – Elektrisches Wochenende in Brandenburg von Markus Weber
Elektromobilität – Technologie auf der Straße und in der Luft Claudius Banani über Carsten Scharfenberg
T&Etalk – Rückblick: Wie geht es weiter mit der Community? von Markus Weber
T&Etalk – Ausblick: E-mobile Zukunft / E-Auto vs. Bus & Bahn
T&Etalk – Wer steckt dahinter
Energie- & Mobilitätswende – PV-Überschussladen von Florian Bach
Wirtschaft – Future Angst oder warum Elon Musk Raketen auf die Bühne schleppt von Mario Herger
Reisebericht – Mit Tesla und Hund nach Portugal von Uwe Merse
Fanboy – Tesla Bot von Gabor Reiter

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4 Gedanken zu „Fabriktour durch die Gigafactory Berlin-Brandenburg

  1. Guten Tag,
    in einem Arbeitskreis von ehemaligen Führungskräften und noch tätigen Leader treffen wir uns jährlich, um auch neues zu entdecken. In diesem Jahr bin ich für die Organisation im Raum Fürstenwalde/Berlin zuständig. Von den anreisenden 5 Gästen wurde die Bitte an mich gerichtet, eine Werksführung in der Tesla- Gigafactory in Grünheide zu ermöglichen. Deshalb wende ich mich mit diesem Anliegen an Sie. Wir würden am 07. September 2023 um ca. 14.00 Uhr bei Ihnen am Werkseingang stehen und der Besichtigung eines Wunderwerkes des technischen Fortschrittes entgegen fiebern.
    Ich hoffe sehr, Sie können meiner Bitte entsprechen und mir kurzfristig eine Bestätigung zukommen lassen. Vielen Dank!
    Beste Grüße aus Fürstenwalde/Spree
    Wolfgang Kallnischkies

    1. Guten Tag, 1. wir sind nicht Tesla, 2. ist es derzeit – das weiß ich zufällig – nicht möglich eine Werksführung zu haben. Das ist ein Privileg welches nur Tesla Owners Clubs genießen und die Slots für 2023 sind bereits vergeben. Beste Grüße Timo Schadt

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