Die WLTP Lüge: Elektroauto bis zu 100% MEHR Verbrauch!

Heute heißt es mal Zahlen Maniac und nicht Car Maniac. Denn auch wenn es zahlenlastig wird, kann ich versprechen, dass trotz Zahlenlastigkeit das Ergebnis doch sehr interessant ist.

Denn man spricht immer darüber, dass 110 km/h wesentlich effizienter sei als 150 km/h. Aber ist es das wirklich? Und wenn es schon vorher klar war, wie viel effizienter?

Ich habe den Test mit einem Volvo C40 recharge gemacht. Lustigerweise auf Bitten von Volvo. Da muss man schon wirklich Respekt zollen. Denn letzten Endes war von Anfang an klar: Die WLTP wird dieses Auto in vielerlei Hinsicht nicht schaffen.

Und genau dieser Frage sind wir nachgegangen: wie muss man ein Elektroauto fahren, in diesem Fall den Volvo C40 recharge, um auf die WLTP-Angabe von knapp 448 km zu kommen.

Ich habe direkt vier Szenarien getestet. Einmal die städtische Fahrt. Hierfür bin ich knappe 30 Minuten lang oder sogar noch ein bisschen länger quer durch München gefahren: 30er Zone, 50er Zone und natürlich diverse Ampeln. Wir wissen vom Elektroauto, dass es in der Stadt effizienter ist, weil man beim Bremsvorgang wieder Energie in den Akku speisen kann. Genau deswegen habe ich auch wahrscheinlich die WLTP Reichweite geschafft, diese liegt nämlich laut meinem Test bei exakt diesen 448 km und 15,3 kWh im Durchschnittsverbrauch auf 100 km bei dieser Fahrweise.

Das ist für ein Fahrzeug dieser Kraftkategorie mit 408 PS wirklich nicht schlecht! Anders sieht es da schon auf der Autobahn aus. Das Hauptaugenmerk ist der eklatante Unterschied zwischen den verschiedenen Geschwindigkeiten. Fangen wir mit den 110 km/h an.

Ich bin, um den Verbrauch zu ermitteln, auf der Münchner Autobahn A95 Richtung Garmisch gefahren und zwar genau 28 km hin und 28 km zurück. Dies tue ich, um topografische Unebenheiten auszugleichen. Ich nehme also den Verbrauch auf dem Weg hin, notiere direkt den Verbrauch, bevor ich langsamer werd,e um die Abfahrt zu nehmen, drehe um und nulle dann wieder den Tacho wenn ich die Geschwindigkeit 110 km/h erreicht habe.

Somit haben wir immer zwei Werte, einen auf dem Weg hin, einen auf dem Weg zurück, die wir dann addieren und einfach durch zwei teilen. So haben wir den realen Mittelwert ohne Steigung. Dieser gemittelte Wert liegt bei 110 km/h bei genau 21,2 kWh auf 100 km. Somit kommt man theoretisch 318 km weit mit der ersten Ladung. Hinweis: ich habe bei diesem Test immer einen 10% Puffer für die Ladesäule kalkuliert, so dass man in diesem Test niemals die volle Akkukapazität nutzt, sondern eben immer nur 90% beim ersten Ladevorgang und danach nur noch 70%, weil man ja von 80% auf 10% runterfährt.

Also halten wir fest: 110 km/h bedeutet 21,2 kWh Verbrauch und 318 km Reichweite.

Selbiges Prozedere habe ich bei den 130 km/h getestet. Die gute Nachricht an dem ganzen: diese Werte sind alles Worst Case Szenarien, denn ich konnte beim testen mit allen Geschwindigkeiten immer konstant diese Geschwindigkeit fahren, selbst die 150 km/h, weil eben alles frei war. Normalerweise, wenn man durch Baustellen oder Tempolimite eingebremst wird, verbessert sich der Verbrauch noch mal.

Doch vorher erst einmal zu den 130 km/h. Sollte ein Tempolimit in Deutschland kommen, ist es diese Geschwindigkeit, die wir fahren dürfen, auch wenn die meisten wahrscheinlich 10 km/h drüber stellen werden, ohne geblitzt zu werden. Jeder weiß, ich bin kein Fan vom Tempolimit. Hier muss man aber schon sagen, dass ein ziemlich starker Unterschied wahrnehmbar ist. Dieser liegt bei 26,7 kWh, gemittelt auf 100 km, bei 130 km/h konstant bedeutet eine Reichweite von 252 km mit vollem Akku.

Und natürlich darf auch die flottere Fahrt nicht fehlen – zumindest, solange sie erlaubt ist: 150 km/h. Und genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen… der Verbrauch ist dermaßen hoch, dass man selbst als Schnellfahrer zweimal überlegt, ob man nicht doch lieber 110 oder zumindest 130 fahren sollte. 33 kWh ist der Verbrauch bei 150 km/h Tempomat, wenn man diese Durchschnittsgeschwindigkeit fährt, ohne abgebremst zu werden. Hieße im Umkehrschluss: wer von euch nachts fährt und die Autobahn ist frei und du möchtest 150 fahren, bedeutet dies eine Reichweite von voll bis leer von 204 km.

Also 100 km Reichweite hin oder her auf der Autobahn ist schon nicht unter den Teppich zu kehren.


Es ist also ziemlich eindeutig, was Sache ist. Allerdings muss ich sagen, dass mich selbst jede Ersparnis nicht dazu bringen wird, 110 km/h zu fahren, zumindest nicht freiwillig. Ich sitze gerade in Köln und verfasse diesen Beitrag und bin heute eine halbe Stunde früher angekommen als es das Navi geschrieben hat, weil die Autobahn einfach komplett frei war. 110 km/h wirkt auf mich einschläfernd, weil das Gehirn in keinster Weise gefordert ist. Aber: ob Elektro-Porsche, ein Mercedes, ein Tesla oder ein Volvo: sie verbrauchen alle merklich mehr bei 150 km/h als bei 110 km/h. Jetzt habt ihr Zahlen, Daten und Fakten und seid selber in der Lage, anhand derer zu entscheiden, welche Geschwindigkeit ihr fahren wollt.

Zum Thema hat Car Maniac auch ein Video veröffentlicht:

In der Ausgabe 14 des T&Emagazin ist dazu auch ein Artikel WLTP – Reichweitschwindel für einen guten Zweck? erschienen.


 

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In der Ausgabe 15 des T&Emagazin, sind neben Car Maniac E-Auto-Tests weitere spannende Themen rund um E-Mobilität, Tesla und regenerative Energien zu finden.

Die Zeitschrift hat 52 Seiten und ist prall gefüllt mit Berichten zu Themen der Elektromobilität und zu regenerativen Energien.

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Die Themen dieser Ausgabe:

Leser-Reaktionen
EditorialE-Mobilität nicht mehr ausbremsbar – von Timo Schadt
Tesla Welt News des Quartals – von David Reich
Tesla – Cyber Rodeo & more – Gigafactory in Texas eröffnet – von Karsten Klees
Tesla – Model X Plaid vs. Model S von 2013von Timo Schadt
Die Herausgeber – Tesla Owners Club Helvetia (TOCH)von Martin Haudenschild
Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V. – von Lars Hendrichs
Innovator – Carsten Fischer plädiert für das Fahren im älteren E-Auto Interview von Nino Zeidler & Timo Schadt
Elektroauto Guru – Tuning fürs E-Auto?von Nino Zeidler
S3XY CARS Community – Das größte E-Auto Event am 30.7. – von Timo Schadt
T&Etalk – Rückblick: E-Fahrzeug-Design – furchtbar? – von Timo Schadt
Elektromobilität – Wie funktioniert eine Akkuzelle – von Martin Hund
Elektromobilität – Car Maniacs E-Auto-Tests – von Christopher Karatsonyi
Wirtschaft – Medien zwischen Fake News & BildungsauftragInterview von Timo Schadt mit TV Journalist Jochen Rosenkranz
Wirtschaft – Internet für alle: Was ist Starlink? – von Moritz Blunt
Energie- & Verkehrswende – Brennstoff aus Treibhausgasen – von Dr. Heiko Behrendt
Energie- & Verkehrswende – Geldverschwendung mit Atomkraft – von Dr. Heiko Behrendt
Energie- & Verkehrswende – Potenzial von Vehicle-to-Grid Interview mit Loris Di Natale von Fritz Kleiner
Technophilosoph – Wenn Robotaxis vor der Polizei abhauen – von Dr. Mario Herger
Reisebericht – Halide Studer fuhr mit dem Model S nach Istanbul von Beat Jau
Reisebericht – USA mit dem Tesla – von Lars Hendrichs
Fanboy – Synergien im Elon Universum von Gabor Reiter

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2 Gedanken zu „Die WLTP Lüge: Elektroauto bis zu 100% MEHR Verbrauch!

  1. Die WLTP-Lüge gilt doch in gleichem Maße für Verbrenner. Am schlimmsten sind die WLTP-Angaben für PHEV-Fahrzeuge. Was soll dieser Beitrag? Er ist lediglich relevant für die Reichweite. Es gibt weniger E-Ladesäulen als Tankstellen für Verbrenner.

  2. Naja, also das ist jetzt nun wirklich keine Überraschung. Der Luftwiderstand steigt nunmal in erster Näherung mit dem Quadrat der Geschwindigkeit, d.h. von 110 auf 150 km//h habe ich quasi per Definition doppelt so viel Verbrauch.

    Das ist stinknormale Physik und hat mit Elektroauto vs. jeder andere Antrieb nichts zu tun. Schlägt bei einem Verbrenner nur nicht so durch, weil der bei 110 km/h schlicht ineffizienter arbeitet als bei 150.

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