Der Citroen C4 Elektro

Jener Moment, in dem Du metaphorisch ein Baguette kaufst, anstatt einer Bratwurst, ist der, wo du dich anstatt eines VW ID.3 für einen Citroen C4 Elektro entscheidest. Aber ist das eine gute Entscheidung? Na ja, das liegt nicht nur im Auge des Betrachters sondern vielmehr im Einsatzgebiet.
 
Eines muss man vorab sagen: der Citroen ist optisch etwas hübscher oder nennen wir es nicht hübscher sondern stilvoller. Wie halt immer mit den Franzosen. Aber Aussehen ist nicht alles, wie wir wissen.
 
Fangen wir mal vorne an. Einen vorderen Kofferraum gibt es für das Fahrzeug schon mal nicht, gibt es aber auch bei den Deutschen Derivaten nicht. Bei den Franzosen wird die Vorderachse vom selben Antrieb angetrieben wie beim Opel Corsa e, Opel Mokka e, oder auch beim Peugeot e208.
 
Heißt in Zahlen: 100kW also 136 PS, 9,7 Sekunden von 0 auf 100 und 50 brutto kWh Akku, also 47 netto. Das ist entsprechend der allerkleinsten Version beim VW ID 3, dem Pure. Das Positive ist, dass man durch Abzug der Prämie bei knapp 25.000 Euro landet, wenn man die größte Version will, also mit der größten Ausstattung, zahlt man lediglich 2.500 € mehr.
 
Dafür gibt es LED Scheinwerfer, eine Rundum-Kamera, eine altertümliche Antenne auf dem Dach, und 380 Liter Kofferraumvolumen. Wie beim ID3. Eine Anhängerkupplung gibt es nicht. Blöd, denn der Verbrenner des C4 hat diese. Klappt man die Sitze um, ist man bei 1250 Liter. Die Ladeklappe ist etwas ungünstig auf der linken Seite platziert, wo sie natürlich Fahrradfahrern einmal durch die Positionierung im Weg ist und andererseits weil die Ladeklappe riesig ist, wenn man sie aufmacht.
 
Im Innenraum geht es typisch französisch elegant zu. Allerdings muss ich als Autokenner, der auch Verbrenner kennt, dazu sagen, dass Citroen auch schönere Innenräume kann. Dann halt bei Modellen darüber. Und das können die dann wirklich gut. Hier ist schon an der einen oder anderen Stelle manchmal das Plastik zu viel. Ablagemöglichkeiten sind gut, die Sitze gemütlich wie Sessel. Das kennt man so von den älteren Citroen-Modellen. Was ein bisschen negativ auffällt ist einmal die graphische Anmutung des Tachos sowie die Struktur des Navis. Für mich war das schon damals beim Peugeot e208 zerklüftet. Es ist einfach nicht intuitiv in der Bedienung. Auf eine Prozentanzeige muss man z.B. gänzlich verzichten. Des Weiteren muss man leider auch auf eine Ladesäulen-Planung verzichten, wenn man ein Ziel eingibt. Allerdings funktioniert die Sprachfunktion sehr gut und das Ziel wird zuverlässig gefunden und auch berechnet. Allerdings passt bei einem Auto 2022 nicht mehr, dass er keine Route mit einbezogenen Ladestops plant.
 
Einmal losgefahren, fällt direkt auf, wie leise der Antrieb ist und wie unglaublich butterweich der Wagen federt. Wie ein Luftfahrwerk. Die Power ist genügend, allerdings für Fahrdynamiker natürlich nicht. Durch die Stadt getuckelt bei ungefähr 15 Grad schafft man dann auch schon knappe 12 kWh im Durchschnitt als Verbrauch. Das ist superc denn trotz des kleinen Akkus kann man so locker 350 km schaffen. Und auch auf der Autobahn wird er nicht zum Schlucker und das hat mich dann doch verwundert bei der relativ unaerodynamischen Form.
 
 
Ich bin auf der Autobahn eine Strecke von 50 km abgefahren, 25 in die eine Richtung, 25 in die andere, um topographische Unterschiede auszugleichen. Der Tempomat war hier auf verträgliche 130 km/h gestellt. Weniger bin ich nicht gewillt zu fahren, denn ich will ja keinen hinter-dem-Bus-fahr-Rekord aufstellen. Und obwohl ich nicht durch Baustellen abgebremst wurde oder durch Tempolimits, habe ich einen Verbrauch von knapp 20,5 kWh ermittelt. Wohlgemerkt konstant, denn wenn man Baustellen und Tempolimits hat geht dieser Wert auch noch mal nach unten. Das sind knapp zwei bis drei kWh weniger auf 100 km als vergleichbarer Weise ein VW ID 3 bei gleichem Tempo schluckt. Auch in Sachen Höchstgeschwindigkeit differieren sie nicht allzu sehr.
 
Der Franzose schafft 150 km/h. Allerdings ist er bei 130 schon ziemlich laut in Sachen Windgeräuschen, obwohl kein Wind war. Die gute Nachricht: bei 150 ist er nicht wirklich lauter. Allerdings schafft man dann wahrscheinlich nicht mal 200 km auf der Autobahn. Der kleine Akku lässt grüßen.
 
Sucht man nun entlang der Strecke eine Ladesäule aus und klickt sie an, sieht man zwar Infos zu dieser, aber auf die Anzeige darf man sich nicht wirklich verlassen, denn oft schreibt sie, dass keine von keinen Ladesteckern verfügbar sind. Bei EnBW hat sie es korrekt angezeigt, allerdings ist die Fehlerquote zu hoch, um sich wirklich darauf verlassen zu können. Apropos EnBW: an einem 300 kW Charger habe ich ihn von 14 auf 80 % in genau 30 Minuten geladen. Die Anzeige der Kilometer stimmt nicht wirklich mit der Prozentanzeige überein, die mir die Säule angezeigt hat. Zuschauer haben bestätigt: der Wagen zeigt viel weniger Kilometer als das, was man wirklich zur Verfügung hat. Deswegen wäre ja auch eine Prozentanzeige sehr sinnvoll. In diesen 30 Minuten flossen Ionen für 30 kWh durch die wassergekühlten Kabel der Ladesäule ins Auto. Das entspricht 150 km Reichweite bei 130 km/h. Trotz der Effizienz nicht der Brecher, wenn man bedenkt, dass man dafür eine halbe Stunde braucht.
 
Summa summarum ist der Wagen wirklich sehr komfortabel ausgelegt und bestimmt ein toller Begleiter im Alltag für all diejenigen, die eigentlich nie so wirklich groß herumreisen und die weg wollen vom deutschen Einheitsbrei. Allerdings muss man auch dazu sagen, dass der Preisunterschied zu den Vorreitern gar nicht so groß ist, aber dafür der Unterschied in Sachen Software schon. Volkswagen bringt jetzt bald die 3.1 und das wird ein ziemlicher Kracher sein. Wie gesagt, wer nicht reist, dem wird das egal sein. Allerdings muss man einfach wissen, dass man keine wirkliche up-to-date-Technik kauft. Wenn man damit leben kann, dann ist das doch gut so und ihr könnt euch auf meiner Elektro-Plattform Evium die Auswahl unserer Händler anschauen, wo ihr den Citroen finden könnt, falls ihr keine Lust auf die Wartezeiten durch eine Bestellung habt.
 
 
Das Car Maniac Video:

 


 

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Zu den Inhalten aller vorherigen, älteren Ausgaben geht es hier.

 

 

 

 

 

Inhalt der 14. Ausgabe:

  • Leser-Reaktionen
  • Editorial – Ein wirkliches Privileg
  • Tesla Welt – News des Quartals
  • Tesla – Eröffnung & Delivery Event Gigafactory Grünheide
  • Rede von Elon Musk
  • Tesla – Interview mit Jörg Steinbach
  • Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V.
  • Die Herausgeber – Tesla Owners Club Helvetia (TOCH)
  • S3XY CARS Community – Alles zum großen E-Auto Event
  • Elektroauto Guru – Warum sind E-Autos eigentlich so flott?
  • Elektromobilität – WLTP-Reichweitenschwindel
  • Elektromobilität – Car Maniac E-Auto-Tests
  • Veranstaltungen – Saus & Schmaus Brandenburg electric
  • Innovator – 6.000 Hände an Franz Liebmanns Lenkrad
  • Klimaschutz – Elektromobile Bahnerfahrungen
  • Klimaschutz – Wie umweltfreundlich ist die Bahn eigentlich?
  • T&Etalk – Rückblick: Ökostrom selber erzeugen & vermarkten
  • T&Etalk – Rückblick: Kostenlos Tesla fahren! – ist das verwerflich?
  • T&Etalk – Ausblick: Aktien zu E-Mobilität & Energie
  • T&Etalk – Ausblick: E-Fahrzeug Design
  • Klimaschutz – Gefährdet Tesla die Wasserversorgung?
  • Klimaschutz – Prof. Quaschning: Putins Krieg und unser Öl und Gas
  • Klimaschutz – Erfahrungsbericht PV, Wärmepumpe & E-Auto
  • Zukunftstrends – Trends formen unsere Welt
  • Wirtschaft – Interview mit Presse-Großhändler Carsten Müller
  • Technophilosoph – Dr. Mario Herger zu Lügen der Autokonzerne
  • Wirtschaft – E-Flugzeug: Die leise Revolution am Himmel
  • Reisebericht – Über die Alpen mit Model X und Wohnwagen
  • Reisebericht – Alles für die Katz: Harus Abenteuer im Tesla
  • Fanboy – Gabor Reiter: E-Mobilität in Deutschland
  • … und einiges mehr
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