Licht aus, Sterne an: In der Nacht vom 12. auf den 13. August wird es in der Rhön (noch) sternenreicher als sonst

Im Jahr 2021 hatte sich unter anderem Wüstensachsen an der Aktion „Licht aus“ beteiligt. Das Foto zeigt die Ortslage in der Nacht vom 30. auf den 31. Juli vor der Abschaltung. / Foto: Andreas Hänel

„Licht aus, Sterne an!“, heißt es im länderübergreifenden UNESCO-Biosphärenreservat Rhön wieder in der Nacht vom 12. auf den 13 August. Zahlreiche Kommunen in Bayern, Hessen und Thüringen wollen ein Zeichen für den Kampf gegen Lichtverschmutzung setzen und schalten in einigen Ortslagen einen Teil der öffentlichen Straßen- beziehungsweise Gebäudebeleuchtung zeitweise ab. Die Aktion findet im Rahmen der Sternenparkwochen statt, die vom 4. bis 20. August wieder mit zahlreichen Erlebnis-, Übernachtungs- und Infoangeboten den einzigartigen Rhöner Nachthimmel erlebbar machen und für den Schutz der Nacht sensibilisieren.

Die natürliche, dunkle Nachtlandschaft und der (Sternen-)Himmel sind aufgrund der geringen Lichtverschmutzung in der Rhön besonders sicht- und erlebbar. Mit den Sternenparkwochen wird diese Besonderheit in den Fokus gerückt. Zu Recht: Denn dass der Sternenhimmel hier ein besonderes Erlebnis ist, kommt nicht von ungefähr. Mit der Auszeichnung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön als internationaler Sternenpark im Jahr 2014 war das Versprechen verbunden, dass sich die Region für den Schutz der Nacht einsetzt. Die teilnehmenden Kommunen sind eine Selbstverpflichtung eingegangen und haben einer Sternenpark-konformen Beleuchtungsrichtlinie zugestimmt. Ziel ist die Umrüstung beziehungsweise Installation von Beleuchtungsanlagen, die nicht nur Energie sparen, sondern auch andere wichtige Parameter berücksichtigen: warme Lichtfarben, reduzierte Lichtmenge, zielgerichtete Beleuchtung – und diese bestenfalls auch nur dann, wenn sie wirklich gebraucht wird.

Gefährlicher Domino-Effekt

Denn: Lichtverschmutzung, also die Aufhellung des Nachthimmels durch Kunstlicht, kann je nach Ausmaß zur schädlichen Umwelteinwirkung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz werden. Und dies ist nicht nur für Tiere und Pflanzen, sondern auch den menschlichen Organismus ein Störfaktor. Die „innere Uhr“ aller Lebewesen wird seit jeher durch den verlässlichen natürlichen Wechsel von hell und dunkel synchronisiert. Unnatürliches Licht bei Nacht sendet irreführende Signale und bringt den Bio-Rhythmus aus dem Gleichgewicht. Die Folgen sind Blendung, Desorientierung, Anlockung, Erstarrung oder Abschreckung und unnatürliche Verhaltensänderungen bei der Nahrungssuche, der Kommunikation und der Fortpflanzung. Diese unmittelbaren Folgen wiederum wirken sich wie ein Domino-Effekt auf die gesamte Nahrungskette aus und können ganze Ökosysteme dauerhaft verändern – nicht nur für nacht-, sondern auch tagaktive Lebewesen.

Lichtverschmutzung ist also ein Faktor, der für den voranschreitenden Verlust der Biodiversität mit verantwortlich ist. Im Bundesnaturschutzgesetz ist die Pflicht zur Eindämmung von Lichtverschmutzung daher mittlerweile verankert. Im Sternenpark Rhön steht der Schutz der Nacht schon seit fast zehn Jahren im Mittelpunkt. Die Kommunen – darunter auch zahlreiche außerhalb der Biosphären-Kulisse – haben ihre Beleuchtung umgerüstet, viele von ihnen schalten schon seit Jahren nachts zeitweise ab. Die Aktion „Licht aus!“ am 12. August ergänzt diese regulären Maßnahmen und hat zum Ziel, dass die Bürgerinnen und Bürger ihren Ort natürlich und dunkelschön erleben können.

Teilnehmende Kommunen

An der Aktion „Licht aus!“ beteiligen sich in diesem Jahr:

Bayern: Fuchsstadt, Bischofsheim (Altstadt, Unterweißenbrunn und Wegfurt), Bad Brückenau, Bastheim, Wildflecken, Ostheim – reguläre Abschaltung nachts: Nüdlingen

Hessen: Ehrenberg (alle Ortsteile Wüstensachsen, Seiferts, Reulbach, Thaiden und Melperts – für zwei Nächte: Freitag auf Samstag sowie Samstag auf Sonntag), Oberbernhards (Jugendherberge), Petersberg (Rathaus, Kirche) – reguläre Abschaltung nachts: Tann, Gersfeld, Ebersburg, Großenlüder

Thüringen: Unterweid, Buttlar (mit Ortsteilen Wenigentaft, Bermbach, Borbels, Mieswarz, Gerstengrund), Schleid (mit Ortsteilen Motzlar, Kranlucken, Zitters), Stadt Geisa (mit Ortsteilen Borsch, Bremen, Otzbach, Wiesenfeld, Geismar, Spahl, Ketten, Apfelbach, Reinhards, Walkes)

„Wir freuen uns über die positive Resonanz aus den Kommunen“, erklären die Leitungen der Biosphärenreservatsverwaltungen, Dr. Doris Pokorny (Bayern), Torsten Raab (Hessen) und Thüringen (Ulrike Schade). „Uns ist bewusst, dass sich gern noch mehr Kommunen beteiligen würden. Die Möglichkeiten des Abschaltens in den unterschiedlichen Versorgungsgebieten sind anders geregelt und mit unterschiedlichem Aufwand verbunden. Umso schöner ist es, dass sich so viele beteiligen.“

Wüstensachsen während der Aktion „Licht aus“ am 31. Juli 2021 nach der Abschaltung. / Foto: Andreas Hänel

Hintergrund zur Aktion

Kommunen stellen die Straßenbeleuchtung allen Bürgerinnen und Bürgern selbstverständlich zur Verfügung. Eine gesetzliche Verpflichtung zur Beleuchtung der Straße gibt es jedoch nicht. Dem gegenüber stehen die schädlichen Auswirkungen von Licht bei Nacht als Umwelteinwirkung im Sinne des Bundesimmissionsschutzgesetzes, insbesondere in Bezug auf die Biodiversität. Nicht zuletzt ist künstliches Licht immer mit Energieerzeugung und -verbrauch verbunden. Die Aktion „Licht aus, Sterne an!“ soll an den Schutz der natürlichen Dunkelheit der Nacht erinnern und Aufmerksamkeit darauf lenken, dass künstliches Licht auch in Zeiten von LED keine Selbstverständlichkeit ist.

Hinzu kommt, dass die Betrachtung des Sternenhimmels ein gemeinschaftliches Gut und das Verstehen der astronomischen Zusammenhänge eines der ältesten Kulturleistungen der Menschheit darstellt (Kalender und Navigation). Insbesondere aber steht der massive Rückgang der Insekten im Vordergrund, denn seit dieser ins öffentliche Bewusstsein gelangt ist, wird auch der Einfluss künstlicher Beleuchtung auf das Insektensterben anerkannt, und gesetzliche Vorgaben für eine insektenfreundliche Beleuchtung werden formuliert. Unter anderem ist das Bundesnaturschutzgesetz diesbezüglich aktualisiert worden.

„Mit der Aktion wollen wir daher den Rhönerinnen und Rhönern und auch den Touristen nicht nur ein tolles natürliches Nachterlebnis, sondern auch einen erlebbaren Zugang zum Naturschutz, und – über die Astronomie – zu den Naturwissenschaften bieten“, sagt Sabine Frank, Sternenpark-Koordinatorin beim Landkreis Fulda.

Alle Angebote im Rahmen der Sternenparkwochen finden Interessierte auf der Webseite der Rhön GmbH: www.sternenparkrhoen.de/sternenparkwochen

Ausführliche Informationen zum Schutz der Nacht und zum Thema Beleuchtung finden Sie unter www.biosphaerenreservat-rhoen.de/sternenpark

Quelle: Pressemitteilung UNESCO Biosphärenreservat Rhön


Abonniert den Newsletter, der jeden Freitag erscheint, um wöchentlich aktuelle Infos zu Tesla, Elektromobilität und Energiethemen zu bekommen.

Viele interessante Beiträge finden sich in der aktuellen 19. Ausgabe des T&Emagazins.

Diese Ausgabe kann in Wunschmenge gegen Übernahme der Porto- und Versandkosten bestellt werden.

 

 

Inhalt der 19. Ausgabe des T&Emagazin:

  • Editorial – Neue Optik
  • Tesla Welt – David Reich: News des Quartals
  • Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V.
  • Die Herausgeber – Tesla Owners
  • Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V.
  • Die Herausgeber – Tesla Owners Switzerland
  • Tesla – Das Yoke in der Praxis
  • Event –2befair elektrische COMMUNITY
  • Strombock – Wie groß sollte der Akku eines Elektroautos sein?
  • Gesellschaft – Ist eine Solaranlage das neue Auto?
  • Energiewende – Der Batteriestoff Grafit wird langsam heller
  • Energiewende – Eine Baumodenschau für eine leicht bessere Zukunft
  • Innovator – “Wir wissen, wie und wo man lädt”
  • Interview – “In meinem Kopf schwirren noch viele weitere Ideen…”
  • E-Auto Motorsport – E-Trackday am Hockenheimring
  • Reisebericht – Reise durch Island
  • Fanboy – Gabor Reiter: Der Tesla Semi
Anzeige

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.