Zum vierten Mal Gewinne bei Tesla

Tesla Store Frankfurt am Main
Tesla Store in Frankfurt am Main, Foto: Timo Schadt

Eine wirkliche Überraschung ist der von Tesla ausgewiesene Gewinn für das zweite Quartal 2020 nicht. Der war nach Vorlage der bereits überraschend hohen Verkaufszahlen in diesem Zeitrahmen bereits von einigen Analysten erwartet worden.

Q2 2020 Bericht

An Gesamteinnahmen machte das Unternehmen 6.036 Millionen Dollar. Verglichen mit dem vorigen Quartal blieben diese damit stabil. Es gab hier eine Steigerung von einem Prozent. Gegenüber dem Vergleichquartal im Vorjahr fielen die Einnahmen um vier Prozent niedriger aus.

Die Auslieferungszahlen lagen in Q2 2020, wie bekannt, höher. Was aber ausgeglichen wurde durch einen gesenkten Durchschnittspreis pro verkauftem Fahrzeug.

Der Quartalsgewinn beläuft sich auf 1.267 Millionen Dollar. Das entspricht einer Steigerung um drei Prozent im Vergleich zum vorigen Quartal. Im Gegensatz zum letzten Jahr war dies sogar ein Zuwachs von 38 Prozent. Die Profitabilität sei durch die zwangsweise Schließung von Fabriken – wegen Corona – geschmälert worden. Es sei aber dennoch gelungen, den Gewinn durch Innovation, zum Beispiel bei den Produktionsprozessen, stabil zu halten. So konnten mehr Model 3 in China und mehr Model Y in Fremont hergestellt werden. Auch Verbesserung des Sekundärmarktes für Software wirkten sich positiv auf die Bilanz aus.

Dass es dem Unternehmen im vierten Quartal in Folge gelungen ist, positive Ergebnisse vorzulegen, kann dennoch als weiterer Meilenstein gewertet werden. Denn nun steht der Aufnahme in den S&P500, einem Marktindex an der Börse, formal nichts mehr im Wege. Hier sind die 500 bedeutendsten Aktienunternehmen der USA gelistet und daran orientierte Fonds müssen nun unweigerlich Tesla-Aktien ordern, um den Index abzubilden.

Investoren Talk und Q&A

Die Erläuterung der Quartalszahlen, im Rahmen eines Webcasts nach dem Börsenschluss am 22. Juli 2020, eröffnete CEO Elon Musk mit einem schon fast obligatorischen Dank an die Tesla-Mitarbeiter. Die letzten Monate hätten viele Herausforderungen geboten, die man aber gemeistert habe. “Ich war in der Geschichte des Unternehmens noch nie so aufgeregt wie derzeit,” erzählte er den zugeschalteten Investoren. 

Tesla Energy & Batterien

Wie immer bei Tesla sind die Ziele hoch gesteckt. Es wurde über die Entwicklungen von Tesla im Bereich der Solarenergie berichtet. So liefert Tesla die günstigsten Photovoltaikanlagen in den USA. Ambitioniert erzählte Musk, dass Tesla langfristig im Energiebereich in einem ähnlichen Ausmaß wie in der Automobilindustrie tätig sein will. “Batterietechnologie und erneuerbare Energie sind die Basis für Nachhaltigkeit”, erklärte der Tesla CEO und erläuterte damit die künftige Konzentration auf diesen Aspekt.

Im Bereich der Batterietechnologie wurden Nickelbatterien als ein Hoffnungsträger für weitere Effizienzsteigerungen genannt. Leicht ironisch bat Musk Minenunternehmen, für ihn doch bitte mehr Nickel zu schürfen, er würde für langfristige Verträge zu haben sein – unter umweltfreundlichen Bedingungen natürlich. Nähere Informationen zum Thema werden am 22. September, Teslas Battery Day, bekanntgegeben, vertröstete der Unternehmenschef.

Autonomes Fahren

Als Teslas wichtigstes Ziel wurde die Entwicklung des autonomem Fahrens herausgestellt. Musk sieht im Full Self Driving ein “unglaubliches Potenzial” fürs Unternehmen, aber auch für die Mobilität im Allgemeinen. Momentan stehe die Entwicklung vor dem Sprung von der Auswertung von 2D-Bildern zu der von 4D-Videos: Eine neue große Herausforderung. Er überschlug sich fast in Superlativen, sprach vom größten Fortschritt und schwärmte von seinen positiven Erfahrungen im eigenen autonom fahrenden Tesla, bei dem das bereits wunderbar funktioniere. 

Neben den blanken Fahrzeugverkaufszahlen spielt die Belieferung mit kostenpflichtiger Software, wie das vom Tesla-Chef noch für 2020 angekündigte vollautonome Fahren, eine große Rolle in der Bewertung des Unternehmen. In der Versorgung mit Upgrades bereits gewonnener Kunden sehen immer mehr Börsenanlysten ein wachsendes Potenzial. Dies wurde während des Webcasts ordentlich durch Musk befeuert.

Im Anschluss an seine Ausführungen zum autonomen Fahren warnte Musk erneut vor den Gefahren von künstlicher Intelligenz. Vor allem “kluge Köpfe” würden das Problem immer noch unterschätzen. 

Tesla-Fahrzeuge

Rückläufige Verkaufszahlen bei den Modellen S und X könnten Indiz für einen gewissen Osborn-Effekt sein. Dieses Wirtschafts-Phänomen ist nach Adam Osborne benannt. Eine frühe Ankündigung eines Nachfolgemodells, eines von Osborn vertriebenen Computers bremste den Abverkauf des Vorgängermodells nämlich stark aus, was zum Konkurs des Unternehmens führte. Es gibt Spekulationen darüber, dass schon heute ausgelieferte Model S und X weiter entwickelte Batterietechnik verbaut haben könnten, die nach dem Battery Day lediglich mittels Software-Update freigeschaltet wird. Ein Indiz für diese These ist, dass neuste Model S und X mit 250 kW am Supercharger laden können.

Im Gegensatz zu den vermeintlich in die Jahre gekommenen Flackschiffen haben sich die Tesla Model 3 und Model Y mit deutlichen Zuwächsen am Markt behauptet, während zeitgleich die Pandemie andere Hersteller und deren Fahrzeugverkäufe in voller Breite getroffen zu haben scheint.

Weiterhin hält das Unternehmen an seinem Ziel, in diesem Jahr 500.000 Fahrzeuge bauen zu wollen, fest.

Drei neue Fabriken – so hieß es beim Webcast – wolle Tesla in den nächsten eineinhalb Jahren errichten. In Texas soll, 15 Minuten von Austin entfernt, eine weitere Gigafactory enstehen. Hier sollen neben den Modellen 3 und Y der Semi-Truck und der Cybertruck gebaut werden. Die Brandenburger Giga 4 erlebe, laut Musk, große Baufortschritte.

Preisgestaltung und Reichweite

Eine Frage von Investoren betraf Teslas Preispolitik. In der letzten Zeit habe das Unternehmen Preise abgesenkt, wodurch es zwar zu mehr Abnehmern kommen würde, man mit einem höheren Preis allerdings mehr Profit mit weniger Kunden erreichen könnte. Darauf antwortete Musk, dass im Moment die Verbreitung der Fahrzeuge wichtiger sei als Profit zu maximieren.

In Sachen Reichweite erklärte Musk, dass bei immer mehr Modellen die Tendenz zu den 400 Meilen gehen werde. Eine Frage nach Fahrzeugen mit kleinereren Batteriekapazitäten beantwortete er abschlägig: “Eine Reichweite von 300 Meilen ist das neue Normal.”

Tesla-Versicherung

Auch will Tesla sich in Sachen Autoversicherung engagieren. Durch die Vielzahl von Daten und deren Dokumentation, welche die Tesla-Modelle ermöglichen, ließe sich viel akkurater und mit Beweiskraft eine Versicherung optimieren. Man sei diesbezüglich im Gespräch mit staatlichen Stellen in den USA und hofft, bald Fahrzeughaltern entsprechende Versicherungen anbieten zu können.

Wie geht es mit der Aktie weiter?

In den nächsten Tagen wird sich zeigen, ob die imposante Kursentwicklung der vergangen Wochen dies bereits eingepreist hat und nun durch Gewinnmitnahmen von Anlegern ausgeglichen wird. Andererseits könnte der Preis der Tesla-Aktie zu weiteren Höhenflügen durchstarten. In jedem Fall ist Tesla – auch und vielleicht sogar gerade in Corona-Zeiten – auf der Siegerstrecke. Nachbörslich machte sich die Aktie auf den Weg zu neuen Höchstständen.

Fazit

Das nächste entscheidende Datum wird der 22. September sein. An diesem Tag wird der Tesla Battery Day zusammen mit der jährlichen Aktionärsversammlung sein. Spekulationen über revolutionäre Verbesserungen, in der durch die Kalifornier verwendeten Batterietechnologie, dürften bereits im Vorfeld den Börsenkurs weiter antreiben. Auch wenn bisherige Informationen darüber zunächst einmal recht dünn ausfallen und bislang lediglich als Marketing-Bla-Bla gewertet werden können, kann von signifikanten Wirkungsgradverbesserungen ausgegangen werden.

Tesla will auch seine Rolle als zukünftiger Energieversorger definieren und Kfz-Versicherer werden. Aber im Zentrum steht natürlich, inwiefern es zu Hard- und Software-Verbesserungen bei den Automobilen des Konzerns kommt. Dabei muss es nicht um wachsende Batteriekapazität gehen. Wegen des schon heute hervorragenden Supercharger-Netzes müsste Reichweite für diesen E-Auto-Hersteller eigentlich kein Thema sein.

Text: Jamil Schadt und Timo Schadt

Link zu den Quartalszahlen

 

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