Im Rahmen des S3XY CARS Community Events am 30. Juli 2022 auf der Messe Hannover wird es ein umfangreiches Bühnenprogramm geben. Diskussionen und Vorträge sollen die Teilnehmenden des voraussichtlich weltweit größten E-Mobilisten-Treffens unterhalten und informieren.
Eine der Diskussionsrunden behandelt das Thema “Tesla in den Medien. Zwischen Fakenews und Bildungsauftrag”
Denn nicht alles, was wir lesen und sehen stimmt. Die Grenzen zwischen Fiktion und Information in den Medien sind oft nicht eindeutig. Medien-Insider diskutieren darüber, wie private und öffentlich-rechtliche Medienhäuser mit ihrer Verantwortung umgehen.
Teil des Expertengesprächs mit Medienschaffenden ist der TV-Journalist Jochen Rosenkranz.
Nachfolgend ein Gespräch, welches Timo Schadt mit Jochen Rosenkranz führte. Vollständig erscheint es in der 15. Ausgabe des T&Emagazins.
? Wir kennen uns noch aus Tagen, da warst Du in den 90er Jahren der Pressesprecher der Kampagne Mobil ohne Auto (MOA). Fährst Du 2022 ein Auto und wenn ja ist es elektrisch?
! Ich fahre mit einem E-Bike durch Berlin, dem man glücklicherweise nicht ansieht, dass es ein E-Bike ist. Und ich habe einen Tesla Cybertruck reserviert. Aber zum Einkaufen und zum Wochenend-Ausflug fahre ich tatsächlich mit einem 18 Jahre alten Verbrenner. Der muss durchhalten, bis der Cybertruck geliefert ist.
(…)
? Heute bist Du also relativ mobil ohne Auto als Journalist tätig. Das machst Du ja schon seit Jahrzehnten…
! Ich war Aktivist in den 90ern und wollte die Welt retten: Atomausstieg, neue Mobilitätskonzepte und vieles mehr. Dabei habe ich gemerkt, dass man durch Aktivismus immer auf einer extremen Seite steht. Die Menschen, die auf der gegenüberliegenden Seite stehen, konnte ich damit nicht zum Umdenken bringen. Daher war es mein Wunsch, durch Informationen aufzuklären. Dabei musste ich allerdings auch feststellen, dass neutrale Informationen oft nicht dem entsprachen, was ich zuvor als Aktivist gefordert habe. Dennoch: Objektiver Journalismus kann die Welt verändern. Und Aktivismus ist wichtig, um Journalist:innen eine Meinung zu zeigen, über die sie berichten können.
(…)
? Grundlage des Journalismus insgesamt ist eine Recherchehypothese, die dann im Idealfall erfüllt wird, auch dann vielleicht, wenn sie noch so weit von der Realität entfernt ist, was einige TV-Formate vermuten lassen.
! Es ist schon ein gewaltiger Unterschied, ob jemand für das Nachmittagsprogramm einen einstündigen Film macht zur Frage “Kann Martina ihre Ehe noch retten, obwohl Martin drei weitere Freundinnen hat” oder ob ich mich in einem journalistischen Format mit ernsthaften Themen beschäftige. Ich habe mich dazu entschieden, relevante, journalistische Inhalte zu publizieren. Meine jeweiligen Teams und ich arbeiten mit Fragen, die wir in der Redaktion entwickeln, und die in der jeweiligen Veröffentlichung beantwortet werden sollen. Die Antworten werden jedoch keineswegs im Voraus festgelegt.
? Für Zuschauer:innen und Leser:innen ist leider nicht immer erkennbar, wo Fiktion endet und Informationen vielleicht wirtschaftlichen oder irgendwie anders gearteten Interessen folgen. Richtig?
! Ich kann nicht für die ganze Branche sprechen. Und wenn ich mir das Regal mit der “Yellow Press” im Zeitschriftenhandel ansehe, ist auf den ersten Blick deutlich, dass Fakten keine große Rolle spielen. Doch in meiner über 20-jährigen Berufserfahrung als Journalist und ausführender Produzent von TV-Formaten habe ich noch nie den Auftrag bekommen, wirtschaftliche oder politische Interessen in den Sendungen umzusetzen. Allein die Tatsache, dass viele Medienhäuser unterhaltende Formate mit überhöhten Inhalten veröffentlichen, lässt doch nicht den Schluss zu, dass die Informationsformate dieser Medienhäuser politisch oder wirtschaftlich gesteuert sind. Seit circa zwei Jahren gibt es eine Informations-Offensive bei einigen Privatsendern, weil die Entscheider:innen erkannt haben, dass es ein Interesse der Zuschauenden an relevanten Informationen gibt. Natürlich wollen die Medienhäuser damit auch Geld verdienen. Aber nicht, indem die redaktionelle Inhalte von Unternehmen bezahlt werden, sondern indem sie Werbespots drumherum verkaufen. Und auch, in dem sie sich ein gutes Image aneignen, weil sie mehr relevante Informationen anbieten. Das zahlt sich langfristig auch aus.
? Das ist ja nicht nur eine Frage der Ethik des einzelnen Journalist:innen, sondern vor allem des Mediums und seiner Redaktion. Journalist:innen wollen ja das abliefern, was ins Konzept des Mediums der Redaktion passt bzw. sich für die eigene Karriere gut macht.
! Es gibt ja glücklicherweise viele Journalist:innen, die Karriere machen, weil sie gute investigative Recherchen machen oder weil sie es schaffen, komplizierte Inhalte einfach zu vermitteln. Natürlich ist es eine wichtige Frage, wie die Redaktion ihre Inhalte aufbereiten will, doch es ist sicher den meisten Nutzenden klar, dass sie in der “Tagesschau” seriösere und relevantere Inhalte bekommen als bei einer Sendung, die sie unterhalten soll.
? Erwartung ist das eine, das was oft geliefert wird das andere. Kann man sich darauf verlassen, dass öffentlich-rechtliche Medien und große Publikationen keinen Unfug transportieren?
! In der Regel ja. Natürlich gibt es auch ein “aber”. Vom “Spiegel” bis zu Produktionen öffentlich-rechtlicher Sender kommt es vor, dass nach der Veröffentlichung klar wird, dass da etwas nicht stimmt. Wenn das passiert ist es ein großes Problem, dem große interne Prozesse folgen, damit diese Fehler nicht mehr vorkommen.
? Es geht eben um Verantwortungsbewusstsein. Als 15-jährigen Aktivisten hatte ich Dich seinerzeit vor die Kamera der ZDF-Kinder-Umweltsendung “Ökowelt” gezogen. Damals war ich auf der Seite, auf der Du heute zu finden bist. Du kennst also beide Seiten. Wie fühlt sich das an, als Interviewpartner Journalisten ausgeliefert zu sein?
! Es ist eine große Verantwortung, die Journalist:innen haben, wenn sie ihr Drehmaterial schneiden. Du hast diese damals genauso akribisch wahrgenommen, wie ich und die Redakteur:innen in meinen Teams heute. Aber natürlich ist es möglich, Aussagen durch den Schnitt komplett anders darzustellen als sie gemeint sind, ganz egal wie gut die Wortwahl der Interviewpartner:innen ist. Hier zählt wirklich die journalistische Ethik der Redaktion.
? Die ist bei deinem heutigen Arbeitgeber ja sicherlich recht hoch gehängt. Was kannst du dazu erzählen?
! Ich leite eine Abteilung bei der Deutschen Welle, Deutschlands öffentlich-rechtlichem Auslandssender. Wir sind Teil der ARD, werden jedoch nicht von Gebühren, sondern von Steuergeldern bezahlt. Unser Auftrag ist unter anderem, journalistische Informationen zu Menschen zu bringen, die in Ländern leben, in denen es keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu neutralen Informationen gibt. Es ist also das absolut höchste Kriterium, dass die Inhalte sorgfältig recherchiert und die Fakten mehrfach geprüft sind. Dafür gibt es ganz klare Regeln, beispielsweise das Vier-Augen-Prinzip, durch das Veröffentlichungen noch durch mindestens eine/n weitere/n Redakteur:in vorab geprüft werden.
? Ihr seid weder Einschaltquoten, Aufrufzahlen, noch, wie bei Print-Medien, Druckauflagen und daraus resultierenden Werbeeinkünften ausgeliefert. Da ist eine seltene, höchst privilegierte Form des Journalismus möglich. Dennoch gibt es auch hier sicherlich Grenzen der Berichterstattung und sei es der Umstand, dass ihr im staatlichen Auftrag handelt. Oder?
! Der Umstand, dass die Deutsche Welle durch Steuergelder finanziert wird, hält niemanden davon ab, faktenorientiert über die Politik und gesellschaftliche Entwicklungen in Deutschland zu berichten.
? Aus vorherigen Betätigungsfeldern kennst Du dann aber vielleicht auch andere Bedingungen…
! Ich habe ein paar Jahre für ein Verbraucher-Magazin eines privatwirtschaftlichen Medienhauses gearbeitet. Dort war es in der Tat nicht möglich, kritisch über Produkte von Unternehmen zu berichten, die auch Werbekunden sind. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Produkte im redaktionellen Programm gelobt wurden. Es wurde einfach gar nicht über sie berichtet, obwohl es vielleicht angebracht gewesen wäre.
? Eine klare Trennung zwischen wirtschaftlichen und redaktionellen Interessen ist somit oftmals blanke Theorie.
! Wie ist das denn beim T&Emagazin?
? Die haben wir. Es gibt aber auch hier die sogenannte Schere im Kopf. Ich tue mich tatsächlich schwer, über manche Aspekte kritisch zu berichten. Das macht es aber zugleich reizvoll: Ein Spagat.
Ich danke für das Interview.
In der Ausgabe 14 des T&Emagazin, finden sich spannende Themen rund um E-Mobilität, Tesla und regenerative Energien.
Die Zeitschrift hat 68 Seiten und ist prall gefüllt mit Berichten zu Themen der Elektromobilität und zu regenerativen Energien.
Ein Exemplar der Ausgabe 14 kann gegen Versandkostenübernahme hier bestellt werden.
5 Exemplare, 10 Exemplare und 20 Exemplare zum Weiterverteilen zu geringen Mehrkosten.
Zu den Inhalten aller vorherigen, älteren Ausgaben geht es hier.
Inhalt der 14. Ausgabe:
- Leser-Reaktionen
- Editorial – Ein wirkliches Privileg
- Tesla Welt – News des Quartals
- Tesla – Eröffnung & Delivery Event Gigafactory Grünheide
- Rede von Elon Musk
- Tesla – Interview mit Jörg Steinbach
- Die Herausgeber – Tesla Fahrer und Freunde (TFF) e.V.
- Die Herausgeber – Tesla Owners Club Helvetia (TOCH)
- S3XY CARS Community – Alles zum großen E-Auto Event
- Elektroauto Guru – Warum sind E-Autos eigentlich so flott?
- Elektromobilität – WLTP-Reichweitenschwindel
- Elektromobilität – Car Maniac E-Auto-Tests
- Veranstaltungen – Saus & Schmaus Brandenburg electric
- Innovator – 6.000 Hände an Franz Liebmanns Lenkrad
- Klimaschutz – Elektromobile Bahnerfahrungen
- Klimaschutz – Wie umweltfreundlich ist die Bahn eigentlich?
- T&Etalk – Rückblick: Ökostrom selber erzeugen & vermarkten
- T&Etalk – Rückblick: Kostenlos Tesla fahren! – ist das verwerflich?
- T&Etalk – Ausblick: Aktien zu E-Mobilität & Energie
- T&Etalk – Ausblick: E-Fahrzeug Design
- Klimaschutz – Gefährdet Tesla die Wasserversorgung?
- Klimaschutz – Prof. Quaschning: Putins Krieg und unser Öl und Gas
- Klimaschutz – Erfahrungsbericht PV, Wärmepumpe & E-Auto
- Zukunftstrends – Trends formen unsere Welt
- Wirtschaft – Interview mit Presse-Großhändler Carsten Müller
- Technophilosoph – Dr. Mario Herger zu Lügen der Autokonzerne
- Wirtschaft – E-Flugzeug: Die leise Revolution am Himmel
- Reisebericht – Über die Alpen mit Model X und Wohnwagen
- Reisebericht – Alles für die Katz: Harus Abenteuer im Tesla
- Fanboy – Gabor Reiter: E-Mobilität in Deutschland
- … und einiges mehr